Sinn der Arbeit oder warum soll ich mich Anstrengen?

Großartige Imagebroschüren und super designte Internetauftritte lassen die jüngere Generation kalt und auch ältere Semester brauchen mehr als Geld, Autos und Incentives, um sich motiviert Ihren Aufgaben zu widmen und nachhaltig wirksam zu bleiben. Das braucht Authentizität und Sinn.

Ein Unternehmen kündigt Einsparungen an und plant, Abteilungen an einem Standort zusammenzufassen. Die Mitarbeiter wehren sich mit einem anonymen Twitterkanal, auf dem sie Interna posten. Der Kanal hat in kürzester Zeit doppelt so viele Follower erhalten wie der des Unternehmens selbst.
Diese Möglichkeiten der Massenwirkung ergeben eine völlig neue Transparenz, auf die man sich als Unternehmen möglichst schnell einstellen sollte.

Der Sinn der Arbeit und des Unternehmens wird vernachlässigt und ist oft nicht klar.

Unternehmen beschäftigen sich umfassend mit Changemanagement, Agilitätsoffensiven und Digitalisierung, um Ihre Situation und Wahrnehmung zu verbessern und dadurch die Produktivität und das Ergebnis zu maximieren und für zukünftige Aufgaben und Anforderungen vorbereitet zu sein. Doch bei all den Prozessen und Abläufen, die leicht angepasst oder sogar revolutioniert werden, wird ein wesentlicher Faktor oft vernachlässigt: der Sinn.

Motivation ist und war immer ein Top-Thema in Unternehmen. Es wird versucht mit allerlei Maßnahmen, die Mitarbeiter zu motivieren und bei Laune zu halten.

Es ist schon lange bekannt, dass zufriedene Mitarbeiter produktiver und kreativer sind, auch sind Sie weniger krank.
Ein grundsätzliches Problem der Motivation von außen ist, dass immer wieder erneut motiviert werden muss. Er werden kostenlose Getränke, Snacks und Früchte angeboten, ein Kicker und Ruheräume, sowie ein Fitnessstudio mit Personal Trainer stehen kostenlos zur Verfügung. Trotzdem gibt es immer wieder Unzufriedenheit.
Der Mensch gewöhnt sich schnell an einen höheren Standard und damit wird auch eine tägliche Nackenmassage am Arbeitsplatz rasch zur Normalität.

Von der Motivation zum Sinn

Eine immer mehr gestellte Frage unter Mitarbeitern ist, welchen Sinn ihr alltägliches Schaffen und Tun hat, vor allem die jüngere Generation hinterfragt dies immer öfter. Man möchte mit seiner Lebenszeit etwas Sinnvolles anfangen, d.h. man Arbeitet nicht nur um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern möchte hieraus Lebensqualität ziehen.
Die Grundbedürfnisse sind befriedigt, somit stellt sich die Sinnfrage. Der Mitarbeiter will stolz darauf sein, bei seinem Unternehmen zu arbeiten und er möchte die Sinnhaftigkeit in seiner Arbeit erkennen können.
Unternehmen, die ihren Sinn kennen und kommunizieren, machen nicht nur Eindruck bei Mitarbeitern und Bewerbern, sondern auch bei Kunden.

Um diesen Sinn kommunizieren zu können, muss er natürlich zuerst gefunden werden.

Dazu müssen Fragen gestellt und ehrlich beantwortet werden, um dem Sinn auf die Spur zu kommen:
Warum wurde das Unternehmen ursprünglich gegründet?
Was wollte man verändern, verbessern oder sogar revolutionieren?
Was verändert das Unternehmen im Leben der Kunden?
Man Sinn kann nur vermitteln indem zum Beispiel der Gründer oder Inhaber erzählt, warum er das Unternehmen ursprünglich gegründet hat. Was ist angetrieben hat und was für ihn daran sinnvoll war und ist. Wichtig dabei ist auch welche Hürden und Hindernisse er überwinden musste und heute auch oft noch muss.

Das Rezept heißt Storytelling.

Wenn Mitarbeiter ähnliche Hindernisse in ihrem Arbeitsalltag überwinden müssen und für gleiche Werte einstehen, was natürlich auch von Vorgesetzten und Geschäftsführung oder Vorstand unbedingt authentisch vorgelebt werden muss, können sie sich mit diesem Unternehmen identifizieren. Dann hat ihr Tun einen Sinn.
Das heißt, dass man mit Hilfe von Storytelling Mitarbeitern und der Öffentlichkeit den Sinn und die Werte des Unternehmens anbietet und ihnen damit die Chance gibt, an dieser Stelle einen Kontakt herzustellen.

Authentizität ist wichtig

Bewerber wägen die Entscheidung für eine neue Arbeitsstelle oder Position hinsichtlich der Vor- und Nachteile gut ab.
Sie fragen sich, was geleistet werden muss und was im Gegenzug dafür geboten wird.
Wie viel Spaß wird der neue Job machen, wie ist das Umfeld und wie stehen Kollegen, Lieferanten und Kunden zu der Firma?
Passt diese neue Arbeit überhaupt in das eigene Lebenskonzept?

Das sind Themen, die für ältere Generationen weniger bis gar nicht im Fokus standen. Es ging um die Sicherheit des Arbeitsplatzes und den regelmäßigen Gehaltseingang auf dem Konto.
Eine Beförderung wurde ohne Umschweife dankend angenommen, mit allen Begleiterscheinungen, wie höherer Arbeitsbelastung, weniger Freizeit häufigere Reisen etc. , „Weiterkommen und Karriere machen“ war die Devise.
An dieser Stelle gibt es eine Verschiebung.

Die jüngere Generation will nicht nur eine ausgeglichene Work-Life-Balance, sondern die Arbeitsaufgaben auch aktiv mitbestimmen, Spaß und Freude an der Aufgabe haben, sich damit kpl. identifizieren können und insgesamt einen Sinn darin erkennen.
Im Vorfeld wird genau geprüft, wie die Stimmung im Unternehmen ist, die Wertschätzung gelebt wird und ob Werte, die in Leitbildern und Missionen verbreitet werden, überhaupt gelebt werden und nicht nur Lippenbekenntnisse sind.
Ein Wechsel des Arbeitgebers findet in der Regel nicht statt, ohne das Unternehmen auf Google oder Bewertungsplattformen wie Kununu oder Glassdoor zu Checken oder mit ehemaligen Mitarbeitern, die über Xing oder LinkedIn leicht gefunden werden können, sich dazu auszutauschen.

Längst ist alles transparent und interne Unstimmigkeiten werden öffentlicher als früher.

Das hat klare Auswirkungen auf die Führung des Unternehmens und die interne und externe Unternehmenskommunikation. Das bestimmt ob ein Unternehmen interessant für einen Jobwechsel ist oder nicht.

Nicht mehr nur Know-how, sondern auch Know-why

Welche Maßnahmen müssen in den Unternehmen ergriffen werden, um den zukünftigen Anforderungen zu entsprechen?
Es könnte eigentlich ganz einfach sein, wenn das gelebt wird was in tollen Leitbildern und Missionen geschrieben steht.
Es funktioniert nicht durch niedergeschriebene Anweisungen, Papier ist geduldig.
Aufgesetzte Teambuilding-Events sind wenig sinnvoll.

Nur durch direktes ehrliches Gespräch darüber, wie wir zukünftig im Alltag arbeiten und leben wollen, kann ein Sinn entstehen und geschaffen werden.

Es geht um den Austausch dazu, wie wir Erfolg, Wertschätzung, Respekt und Dienstleistung definieren.

Es geht darum, dass man sich gegenseitig zuhört, nachfragt, sich für andere Menschen und andere Meinungen interessiert und diese auch anerkennt.

Grundsätzlich gilt aus Unternehmenssicht, dass wir die Mitarbeiter zuschütten können mit Informationen, Anweisungen, Geld und Incentives, aber wenn die Menschen keinen Sinn in ihrem Tun erkennen können, stumpfen sie ab.

Und mit solchen Mitarbeitern ist kein Unternehmen fit für die Zukunft!

23. October 2020 - Bodo Kuhnhenn

Sinn der Arbeit oder warum soll ich mich Anstrengen?

Wer Leistung von seinen Mitarbeitern fordert, muss Ihnen auch Sinnhaftigkeit geben!